20.05.25
Di. 18:00
Museum Ludwig, Kinosaal
KunstBewusst, Talk, Vortrag

Pauline Hafsia M’barek: Entropic Records. Artist Meets Archive #4. Internationale Photoszene Köln

Pauline Hafsia M’barek, Lotte Arndt und Barbara Engelbach im Gespräch

Worum geht’s?

Ein Foto ist nicht nur Abbildung, sondern eine Zusammensetzung chemischer Stoffe und Verbindungen wie Silber, Kupfer, Glas, Salz und Gelatine. Diese bilden komplexe, instabile Bildschichten, die durch Konservierungsprozesse vor äußeren Einflüssen geschützt werden müssen. Ausgehend vom Agfa Werbearchiv untersucht Pauline Hafsia M’barek die Materialien, aus denen Fotografie besteht, und ihre chemischen Prozesse. Sie macht auf das empfindliche Medium aufmerksam, das Schutz vor Licht, Wärme und gefräßigen Insekten benötigt. In ihren Installationen verwebt sie historische Fotografien, toxische Dokumente und Materialexperimente. Damit lenkt sie den Blick auf die fragile Balance zwischen Konservierung und Verfall sowie den Austausch zwischen Bild und musealer Umgebung.

M’barek interessiert sich für die in Ausstellungen meist unsichtbaren Prozesse und Interaktionen hinter den Kulissen eines Museums. Sie richtet ihre Aufmerksamkeit auf die unablässigen Verfahren der musealen Konservierung, die permanente Arbeit, derer es bedarf, damit die instabilen materiellen Konstellationen, die im steten Wandel begriffen sind, im Museum so wenig wie möglich variieren.

Im Gespräch mit der Kulturwissenschaftlerin und Kuratorin Lotte Arndt und der Kuratorin Barbara Engelbach stellt M‘barek ihre Arbeit vor. Sie wird über ihre Erkundungen im musealen Biotop berichten und Einblicke in ihre Recherche über entropische Aufzeichnungen geben.

Wer sind unsere Gäste?

Pauline Hafsia M’barek (geboren 1979 in Köln, lebt in Köln und Brüssel) studierte bildende Kunst in Hamburg, Marseille und Köln. In ihrer künstlerischen Praxis sind der Körper und seine Wahrnehmungssysteme sowohl Instrument als auch Forschungsobjekt. Indem sie sich so nah wie möglich an ihr Sujet heranbewegt, setzt sie sich prekären und instabilen Momenten zwischen Beobachtung und Erfahrung aus. Die Videos, Fotografien, Installationen oder performativen Vorträge, die aus diesem offenen, experimentellen Ansatz hervorgehen, sind nicht als abgeschlossene Werke zu sehen, sondern als Übergangsstadien einer künstlerischen Forschung in Bewegung.

Dr. Lotte Arndt (Paris) ist Maîtresse de conférences am Forschungszentrum Kultur- und Sozialgeschichte der Kunst (HiCSA) an der Universität Paris 1, Panthéon-Sorbonne. Zwischen 2021 und 2025 arbeitet sie im Rahmen des internationalen Forschungsprojekts Reconnecting Objects. Epistemic Plurality and Transformative Practices in and beyond Museums im Team von Bénédicte Savoy an der Technischen Universität Berlin. Sie forscht zu toxischen Sammlungen, Extraktivismus und den Antinomien der Konservierung in sogenannten ethnographischen und naturhistorischen Museen. In ihrer kuratorischen Arbeit begleitet sie die Arbeit von Künstler*innen, die die postkoloniale Gegenwart und die Antinomien der Moderne in transnationalen Perspektiven hinterfragen. Von 2014-2021 unterrichtete sie an der École supérieure d’art et design Valence Grenoble. Sie ist Mitbegründerin – und Herausgeberin der Online-Zeitschrift Troubles dans les collections, und ko-kuratierte zuletzt Unextractable (Kunsthalle Mainz, 2023/2024) und Branching Streams. Sketches of Kinship (Ifan-Museum Dakar, 2024).

Dr. Barbara Engelbach studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Kulturwissenschaften in Freiburg und Hamburg. 1997 promovierte sie in Hamburg über Body Art und Videokunst. 1997 bis 1999 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Westfälischen Landesmuseum in Münster, u.a. für die Skulptur Projekte Münster 1997 und kuratierte die Skulptur-Biennale im Münsterland 1999 mit. Von 1999 bis 2004 leitete sie das Museum für Gegenwartskunst Siegen. Seit Mai 2004 ist sie als Kuratorin am Museum Ludwig Köln verantwortlich für den Sammlungsbereich der zeitgenössischen Kunst mit Fotografie und Medienkunst. Sie kuratierte neben Gruppenausstellungen zeitgenössischer Kunst Einzelausstellungen u.a. zu Jonas Mekas (2008), Harun Farocki (2009), Yvonne Rainer (2012) und Füsun Onur (2023). Zuletzt kuratierte sie die Ausstellung Fluxus und darüber hinaus: Ursula Burghardt, Benjamin Patterson, 2024. Sie ist Kuratorin der Ausstellung Pauline Hafsia M’barek: Entropic Records.

Eintritt: Für Mitglieder der freunde kostenfrei. Gäste zahlen 4 €, Studierende 2 €.

Bildcredits

Blende_M’barek, Pauline Hafsia M’barek, Blende, 2025, Farbfotografie, © Pauline Hafsia M‘barek // Pauline Hafsia M’barek © buerofuerkunstdokumentation // Lotte Arndt Portrait Nov 2021 Photo Samir Ramdani