Ressentiment trifft politisches Kalkül. Die Entscheidung des Kölner Rates zur Ausweisung der jüdischen Gemeinde 1423/24
Prof. Dr. Carla Meyer-Schlenkrich
KunstBewusst-Vortrag im Wallraf in Kooperation mit dem MiQua
Worum geht`s?
Im August 1423 fasste der Rat der Stadt Köln den Beschluss, die mit einer Unterbrechung bereits seit der Mitte des 13. Jahrhunderts gewährte Aufenthaltsgenehmigung für Juden und Jüdinnen in Köln nicht mehr zu verlängern. Der jüdischen Gemeinde Kölns blieb nur ein Jahr Zeit, um ihre Habe vor Ort zu verkaufen und einen neuen Lebensmittelpunkt für sich und ihre Familien zu finden. Ihr Auszug sollte das Ende jüdischer dauerhafter Ansiedlung in Köln für die nächsten fast vier Jahrhunderte bedeuten.
Der Vortrag der Historikerin Carla Meyer-Schlenkrich fragt, welche Motive hinter der Entscheidung der Kölner Obrigkeiten standen, mit welchen Rechtfertigungen sie die Vertreibung ihrer Nachbar*innen zu bemänteln suchten, aber auch, was wir heute noch von den massiven Auswirkungen auf die betroffenen Jüdinnen und Juden erahnen können.
Wer ist unser Gast?
Carla Meyer Schlenkrich studierte 1996-2002 Germanistik, Journalistik, Literaturvermittlung und Geschichte an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und an der Universität „La Sapienza“ in Rom. 2007 Promotion an der Universität Heidelberg über „Die Stadt als Thema. Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500“; Auszeichnung der Arbeit mit dem Wiener Preis für Stadtgeschichtsforschung 2011 und durch die „Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung e. V.“ 2008. 2018-2021
Wissenschaftliche Geschäftsführerin der Forschungsstelle Geschichte Kölns und Akademische Rätin am Historischen Institut Köln. 2019 Habilitation an der Universität Heidelberg mit der Arbeit „Wann beginnt die Papierzeit? Zur Wissensgeschichte eines hoch- und spätmittelalterlichen Beschreibstoffs“. Seit Dezember 2021 Professorin für Westfälische und Vergleichende Landesgeschichte an der WWU Münster. Forschungsschwerpunkte: Geschichte der Schriftlichkeit, Spätmittelalterliche Stadtgeschichte, Historiographiegeschichte, Wahrnehmungsgeschichte/kollektive Identitäten als Kategorie historischer Darstellungen.
Eintritt: kostenfrei
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln statt. Sie bildet den Auftakt zur Ringvorlesung „Die Vertreibung der Kölner jüdischen Gemeinde 1423/1424 im europäischen Kontext“ an den Universitäten Köln und Münster im Wintersemester 2023/2024.
Die Folgeveranstaltungen finden jeweils dienstags um 18:00 Uhr an den Universitäten Köln und Münster statt. Aufgrund der beiden universitären Standorte werden die einzelnen Vorträge der ausgewiesenen Expert*innen nicht nur als Präsenzveranstaltung gehalten, sondern parallel auch über einen Livestream zugänglich gemacht. Die entsprechenden Links sind kurz vor den Terminen verfügbar auf den Seiten https://histinst.uni-koeln.de/forschung/forschungsstellen/geschichte-koelns/aktuelles und https://www.uni-muenster.de/Geschichte/histsem/LG-G/Termine/ringvorlesung.html.
Die Aufzeichnungen der Vorträge werden im Anschluss über das Wissenschaftsportal L.I.S.A. der Gerda-Henkel-Stiftung dauerhaft verfügbar bleiben.
Hier geht‘s zum Programm der Ringvorlesung:
Abteilung für Westf. Landesgeschichte – Ringvorlesung im Wintersemester 2023/24 (uni-muenster.de)
→ Bildcredits
Sidur minhag Ashkenaz ha-maaravi. Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky. Cod. hebr. 37. Fol. 27r.