Walde Huth. Material und Mode
Die Fotografin Walde Huth befasste sich in ihrem gesamten künstlerischen Schaffen mit der Darstellung von Mode und Stoffen. Von ihrer Arbeit als Modefotografin für Christian Dior bis zu ihrer späteren, abstrakten Periode, werden aktuell ihre Fotografien im Museum Ludwig gezeigt.
Drei Jahre lang, 1953 bis 1956, reiste sie nach Paris, Florenz und Rom und fotografierte die neusten Kollektionen für deutsche Magazine. Ihre Modelle waren die Starmodels ihrer Zeit; posieren ließ sie sie selten in luxuriösen Kulissen, stattdessen aber in der Stadt, umgeben von Passanten. Ihre Bilder sind deshalb sorgfältig komponiert, die Frauen darauf wirken selbstbewusst, die Kleidung wird zur Form, korrespondierend zur Architektur der Stadt. Das gilt auch für Walde Huths Nylonwäsche- und Teppichwerbung in den 1960er Jahren als sie mit ihrem Mann, dem Fotografen Karl Hugo Schmölz, in Köln das Unternehmen schmölz + huth gegründet hatte. Ihr von Hans Schilling gebautes Wohn- und Atelierhaus Am Südpark in Köln-Marienburg lässt noch heute die Modernität der beiden erahnen.
Ab den 1970er Jahren entstehen dann mehr und mehr abstrakte, künstlerische Fotografien und Super-8-Filme wie die von Gardinen im Wind, betitelt „100 ungeschriebene Briefe. Fotografische Modulationen“. Neben den Stoffen spielen zwei weitere Komponenten in ihren Bildern von Anfang an eine wichtige Rolle: das Licht und die Wahl des Fotomaterials – mal Farbe, mal Schwarzweiß. Erfahrungen in der Farbfotografie hatte Walde Huth schon früh gesammelt, nämlich durch ihre Arbeit in der Agfa Fotofabrik in Wolfen 1943 bis 1945, wo sie etwa die Qualität der neuen Agfacolorfilme prüfte.
Klar ist, wir wissen noch viel zu wenig über Walde Huth und ihr Werk. Diese Präsentation ist darum eine Annäherung, eine Sichtbarmachung und genauso eine Einladung, Erinnerungen und Wissen zu teilen, Forschungen aufzunehmen zu Kontinuitäten und Brüchen zwischen ihren ersten Jahren als Fotografin für Agfa und ihrer Karriere im Deutschland der Wirtschaftswunderjahre. Anlässlich ihres hundertsten Geburtstags gibt das Museum Ludwig Einblick in seine seit 2017 umfangreich erweiterten Walde Huth Bestände.
→ Bildcredits
Walde Huth
Lucky in einem Kleid von Dior, Paris, 1955
Gelatinesilberpapier
35,2 x 21,9 cm
Museum Ludwig
© Heringson Collectibles, Wuppertal
Reproduktion: Rheinisches Bildarchiv Köln