28.10.21
Do 19:00
Wallraf, Stiftersaal
KunstBewusst, Vortrag

Ausstellungseröffnung: Linie lernen. Die Kunst zu zeichnen

Dr. Anne Buschhoff

Zeichenkompetenz zählte bereits im 18. Jahrhundert zum bürgerlichen Bildungskanon. Als das Wallraf-Richartz-Museum im frühen 19. Jahrhundert seine Pforten öffnete, wurde auch hier zum Zeichnen eingeladen. Mit Matthias Joseph De Noël, Johann Anton Ramboux und Johannes Niessen standen dem Haus hintereinander drei Künstler vor, die ihre Aufgabe auch darin sahen, kostenlosen Zeichenunterricht zu erteilen. Die Ausstellung Linie lernen. Die Kunst zu zeichnen erzählt aus der bewegten Geschichte des Zeichenunterrichts in Werkstatt, Akademie, Atelier und Privatraum.

Die Bedeutung der Zeichnung wurde zu einem zentralen Thema im kunsttheoretischen Diskurs der Renaissance, und der Zeichenunterricht selbst war bald darstellungswürdig. Fortan suchte man die zeichnerische Ausbildung zunehmend zu normieren. In der Praxis stand das Zeichnen nach flächigen Vorlagen – Zeichnungen, Druckgraphiken und Zeichenbüchern – am Anfang, gefolgt vom Zeichnen nach dreidimensionalen Objekten, insbesondere dem antiken Skulpturenkanon. Schließlich übten die Zeichner das Erfassen des lebenden Modells ein.

Die Ausstellung versammelt sprechende Darstellungen der historischen Zeichenunterrichts und beliebte Zeichenvorlagen. Darüber hinaus legen Studien- und Übungsblätter anonymer und namhafter Künstler Zeugnis davon ab, wie fordernd und mühsam, vor allem aber lohnenswert der Weg zur Kunst des Zeichens war und ist.

Bildcredits

Antoine-Eugène Renouard (Cour-Cheverny 1835 – 1921 Paris), Aktzeichnen in einem Pariser Atelier, 1909, Kohle, 325 x 505 mm, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Schenkung eines Kunstfreundes