Zwischen Nackenstarre und Kunstgenuss: Daumiers Menschen im Museum
Karikaturen von Honoré Daumier im Wallraf
Neugierig, begeistert, überwältigt, aber auch gelangweilt, erschrocken oder frustriert, so unterschiedlich können Menschen auf Kunst reagieren. Einem Künstler, der sich intensiv mit dem Museumspublikum beschäftigt hat, widmet das Wallraf-Richartz-Museum seine neue Ausstellung Zwischen Nackenstarre und Kunstgenuss: Daumiers Menschen im Museum. Der geniale Maler, Zeichner und Lithograph Honoré Daumier (1808–1879) wurde vor allem in Frankreich für seine scharfsinnigen Karikaturen in großen Tageszeitungen und Magazinen berühmt. Das Wallraf zeigt anhand von rund dreißig ausgewählten Werken aus der Privatsammlung Prochnow-Seiffert, wie Daumier seinen schonungslosen Blick immer wieder auf die Menschen im Museum richtete. Im Zentrum seiner humorvollen Beobachtungen stehen aber nicht nur die Besucher, sondern auch Künstler und Kritiker.
Mehr als 3.000 Arbeiten veröffentlicht Daumier in der Satirezeitschrift La Caricature und später in der illustrierten Tageszeitung Le Charivari. Es entstehen ganze Serien wie Le Public du Salon (1852) oder Le Public à l’Exposition (1864), in denen Daumier sich explizit der Kunst und ihrem Publikum widmet. Dazu inspirieren ihn große Kunstausstellungen wie der Pariser Salon oder die Weltausstellung. Sein virtuos gezeichneter Spott gilt vor allem den selbsternannten bzw. vermeintlichen Kunstkennern. Sein Blick ist dabei zeitlos. Gestik und Mimik seines Kunstpublikums haben auch heute noch einen hohen Wiedererkennungs- und Unterhaltungswert.
Zwischen Nackenstarre und Kunstgenuss läuft vom 29.11.24 bis zum 23.3.25 exklusiv in Köln.
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Honoré Daumier, „Besichtigung des neuen Deckengemäldes von Delacroix im Louvre.“, veröffentlicht in der Serie Les Parisiens en 1852 in Le Charivari am 10.03.1852, Lithographie, Privatsammlung Prochnow-Seiffert