freunde unterwegs im Arp Museum Rolandseck
Kiki Smith: Verwobene Welten
Arp Museum Rolandseck, 21.04. bis 20.10.2024
Als ich das Ausstellungsplakat an den Litfaßsäulen sah, war ich irritiert:
Kiki Smith und ein surreal anmutendes Motiv?
Bisher hatte ich den Namen der amerikanischen Künstlerin Kiki Smith (geb. 1954) immer mit „feministischer“ Kunst verbunden. Mit Kunstwerken, die die politischen Debatten der 80er-Jahre reflektieren. Und jetzt dieses träumerische, verspielte Bildmotiv! Dazu der Titel der Ausstellung: Verwobene Welten!?
Doch der erste Eindruck der Ausstellung im ARP Museum fesselt! Drei Ausstellungsräume sind locker mit 54 Wand- Arbeiten, Skulpturen und Objekten gefüllt, die Kunstwerke wirken sehr präsent.
Besonders eindrucksvoll sind die Tapisserien, 9 grossformatige, gewebte Wandteppiche. Sie zeigen sehr komplexe Motive aus grafischen Mustern und Achsen, teilweise Bildtiefe suggerierend, teilweise flächig, belebt mit Vögeln, Insekten, Bäumen, Sternen, Schafen, Wölfen und Menschen. Alle 9 Motive sind sehr erzählerisch und eröffnen viel Raum für vielfältigste, manchmal märchenhafte Assoziationen beim Betrachten.
Menschen, Tiere und Natur bilden eine gleichberechtigte Koexistenz in diesen Werken von Kiki Smith. Alle Themen ihrer langjährigen künstlerische Arbeit, ob feministische Ansätze, Befragungen des menschlichen Körpers, die Beziehung Mensch – Tier, Mensch – Natur werden mit einander verwoben, bilden den Kosmos von Kiki Smith.
Die Webtechnik der Jacquard-Tapisserien ist für sie das ideale Medium, diese Koexistenz zu versinnbildlichen. Wunderbar in ihrer Textur, Haptik, Materialität und ihren Farben.
Allen Tapisserien vorausgegangen sind Collagen, die als eigenständige Arbeiten bestehen. Zum Teil sind in der Ausstellung Collage und Tapisserie als Paare gehängt. Ein direkter Vergleich ist möglich, jedes Medium entfaltet seine eigenen Qualität. Das „Weben“ gilt als eine der ältesten Kulturtechniken weltweit, in angewandten wie künstlerischen Bereichen.
Tapisserien und Textilarbeiten wurden oft als „weibliche“ Kunstformen betrachtet und in der Kunsthierarchie als weniger wertvoll eingestuft. Smith nutzt dieses Medium individuell künstlerisch.
Sie belebt und aktualisiert die Bedeutung und den Wert von Textilarbeiten indem sie ihre zeitgenössische Kunst in der historischen Handwerkspraktik ausführt. Damit hinterfragt und untergräbt sie tradierte Hierarchien in der Kunst mit ihren Wertungen und überführt traditionelle Techniken in moderne Kontexte!
Ist diese Offenheit zur Transformation nicht doch ein weiterer „feministischer“ Ansatz von Kiki Smith?
„Wer webt, sieht die Welt auf eine andere Weise“
Prof. Dr. Birgit Schneider, (schrieb ihre Doktorarbeit zur Geschichte des Jacquard-Webstuhls)
Andreas Kuhlmann……………………………………..im Fokus!
→ Bildcredits
Pressebilder des arp-museum Bahnhof Rolandseck; alle Arbeiten © Kiki Smith, courtesy Pace Gallery