freunde unterwegs im Max Ernst Museum Brühl des LVR

Nevin Aladağ – Interlocking (10. März – 30 Juni 2024)

Wenzel (zu Esmeralda): „Kunst ist schön!“

Esmeralda (blickt Wenzel an): „Macht aber viel Arbeit!“

Aus der Filmoper „Die verkaufte Braut“ (nach Smetana, Regie: Max Ophüls) aus dem Jahr 1932.

Kunst ist schön und macht Spaß!

Ich nehme einen der bunten Basketbälle Basketbälle auf, die vor einem Basketballkorb liegen. Ich spüre die Griffigkeit der unterschiedlichen Texturen seiner Teppichbespannung, ziele und werfe ihn in den Basketballkorb. Er fällt mit einem satten „plopp“- Sound  durch das Netz zu Boden , springt hin und her, bis ich ihn wiederholt werfe… Ich bin nicht in einer Basketballhalle sondern in der aktuellen Ausstellung von Nevin Aladağ im Max Ernst Museum in Brühl. Die Künstlerin animiert die Besucher und Besucherinnen zur Interaktion.

„Bitte setzen Sie sich!“ ist die Aufforderung der Künstlerin bezogen auf große Medizinbälle. Sie haben Netzstrukturen durch eine über ihre Oberfläche gearbeitete Häckelbespannung. Sie ist spürbar beim Daraufsitzen, genauso wie das weiche Nachgeben des Balldrucks. Die Bälle dürfen durch den Ausstellungsraum auch gerollt werden. Dabei entsteht ein Sound von weichem Quietschen und Schaben. Ich rolle auf einem Ball weiter durch die Räume.

Aus jedem Winkel erklingen „Geräusche“. Sie erzeugen eine sehr diversen Klangteppich. In einer 3-Kanal-Video Installation zeigt Aladağ kurze Filmsequenzen zu witzigen Klangsituationen: Klingelnde Schellen werden durch Wüstensand gezogen; eine Ziehharmonika bläst rhythmische Dissonanzen zum Schwanken eines Spielplatzdrachens; der Wind bewegt einen trockenen Ast kratzend über eine Trommel; eine auf einem Boot installierte Querflöte wird durch den Fahrtwind angeblasen. Dies sind nur einige der akustischen Bilder.

Auf dem Medizinball rolle ich weiter zu einer Reihe aus Kupferblechen. Ihre Oberflächen haben reliefartige Vertiefungen.  Die Prägungen dokumentieren die Folgen der Performance  „Raise The Roof“. Aladağ ließ während dieser Performance auf der Biennale 2017 in Venedig Tänzerinnen mit Stilletos zu einem Song, den nur sie über Kopfhörer hören konnten, jeweils auf einem Kupferblech flamencohaft steppen. In Brühl ist neben dieser Bildreihe die filmische Dokumentation der beeindruckenden Performance zu sehen.

In einem weiteren Raum erzeugen grosse wolkenförmigen Reliefe aus Teppichstücken visuelle Reize. Aladağ kombiniert unterschiedliche Muster, Qualitäten, Texturen und Farben  kalaidoskopartig, ob Kelim oder Perser, ob Teppichboden oder Kunstrasen. Die verwendeten Fussbodenbeläge stammen aus unterschiedlichsten Regionen der Welt. Sie sind „Pattern“ der ästhetischen und sozialen Vielfalt der Gegenwart. Aladağ verweist mit dem Titel „Social Fabric, Floating Leaves, 2023“ darauf.

Nevin Aladağ zeigt mit der neuesten Serie „Color Floating, pink spring, 2024“ auch Leuchtobjekte. Sie spannt farbige Nylonstrümpfe über einen Standardlampentyp eines Möbelhauses. Es entstehen einzigartige Unikate mit unterschiedlichen Lichtreflexen und Farbstimmungen.

Traditionelles Handwerk, industrielles Design, Alltagsgegenstände und Soundereignisse werden in  Aladağs künstlerische Arbeiten zu ästhetischen Erlebnissen, an denen die Besucherinnen und Besucher aktiv teilhaben können. Sie überraschen und faszinieren!

Sehen, Hören, Tasten , Spielen und Schmunzeln! Kunst und Spaß sind in dieser Ausstellung erlebbar.

Andreas Kuhlmann……………………………………..im Fokus!