Ausstellungen Wallraf

Caillebotte der Impressionist und die Fotografie

Wieder mal zeigt das Wallraf eine überraschende Ausstellung:

Mit sieben Gemälden aus der Sammlung werden sein künstlerisches Werk, sein Wirken im Kreise der Impressionisten und seine interessante Persönlichkeit in einer Kabinettausstellung gewürdigt. Ein Hingucker ist das größte Bild der Ausstellung:

„Trocknende Wäsche an der Seine“ 1888, 106×160 cm. 

Auf den ersten Blick: typisch impressionistisch! 

Eine Alltagsszene, wie bei einem Spaziergang an der Seine festgehalten, Licht- und Schattenbereiche wechseln sich ab, die Hemden flattern in leichtem Wind. Dann aber, beim zweiten Blick, erstaunt mich die Malweise, viele kleine Pinselstriche, ähnlich lang, ähnlich stark, ähnlich ausgerichtet, locker auf die ungrundierte Leinwand gesetzt.

Im Detail wirkt das Bild gar nicht mehr „typisch impressionistisch“, sondern erinnert mich stark an Cézannes Umgang mit Farbe, aus kleinen Farbstrichen das Bild aufzubauen. Hat Caillebotte eine ähnliche Malweise für sich erprobt?

Caillebotte überrascht in seiner künstlerischen Entwicklung!

Zu sehen ist das beispielhaft  an zwei anderen Werken, die leider in der Ausstellung nicht gezeigt werden. Zu finden sind sie, neben vielen anderen bei:

https://artsandculture.google.com/entity/gustave-caillebotte/m019m_t?categoryid=artist

Zum einen das Bild „Die Parkettschleifer“ aus dem Jahr 1875,  heute im Musée d’Orsay, Paris, zu sehen. 

Caillebotte schuf damit ein wunderbar realistisches Bild. 

Sein Malstil ist akademisch. Inhaltlich zeigt er ein Novum: Arbeitende Menschen. Er orientiert sich damit an der aktuellen Avantgarde des Realismus, dessen wichtigster Vertreter Courbet war.Der Pariser Salon 1876 lehnte dieses Bild vom jungen Caillebotte ab. Die Darstellung von „Arbeit“ war nicht bildwürdig!

Zum anderen das Bild „Paris, an einem regnerischen Tag“ 1876, 212x 276 cm, heute im Art Institute of Chicago ausgestellt.

Bei diesem Bild überrascht der gewählte Bildausschnitt, viele Bildelemente werden angeschnitten, damit ist es kompositorisch sehr ungewöhnlich. 

Wir als Betrachtende sind mitten im Bild. Das Bild wirkt fast wie ein Foto.

Hat sich Caillebotte mit der aufkommenden Fotografie auseinandergesetzt? Nutzte er ein Foto des Platzes als Kompositionshilfe?

Caillebotte war in seinem künstlerischen Schaffen keinem „Brand“ verpflichtet. Ein früh geerbtes Vermögen gab ihm wirtschaftliche Unabhängigkeit und machte es ihm möglich, seine Malerei immer wieder neu zu erfinden. 

Haben Sie schon einmal Arbeiten von Francis Picabia (1879 – 1953) gesehen? Ein ähnlicher Freigeist wie Gustave Caillebotte!

Andreas Kuhlmann     ………………………………………………..im Fokus!

Bildnachweise:

 (1)  Detail aus https://www.wallraf.museum/
 (2) Foto A. Kuhlmann
(3) Detailfotos A. Kuhlmann
(4) File:Gustave Caillebotte – The Floor Planers – Google Art Project.jpgErstellt: 1875date QS:P571,+1875-00-00T00:00:00Z/9
(5) Gemeinfrei File:Gustave Caillebotte – Jour de pluie à Paris.jpg Erstellt: 1877date QS:P571,+1877-00-00T00:00:00Z/9