Frauen in der Kunst

Hilma af Klint: Pionierin der abstrakten Kunst

Hilma af Klint wurde 1862 als viertes Kind des Kapitän Victor af Klint und seiner Frau Mathilde auf Schloss Karlberg in Schweden geboren. 

Schon früh machte sich af Klints künstlerisches Talent bemerkbar. 1880 besuchte sie die Technische Schule in Stockholm, heute ist dies die Kunstgewerbeschule. Ab 1882, also im Alter von 20 Jahren, besuchte af Klint die Königliche Kunstakademie von Stockholm und studierte dort fünf Jahre, bis sie ihren Abschluss machte, als eine der ersten Frauen, die zu dem Studium zugelassen worden waren.

Schon als Jugendliche soll af Klint mit okkulten Kreisen in Kontakt getreten sein. Auch werden ihr bereits als Kind mediale Fähigkeiten nachgesagt. Bereits mit 17 Jahren, nahm sie an Séancen, einer spiritistischen Gruppe teil, verließ diese aber wieder im Jahre 1882. 1896 gründete sie dann zusammen mit vier Freundinnen und Bekannten den Zirkel beziehungsweise die spiritistische Gruppe „De Fem“, im Deutschen „Die Fünf“. Die weiteren Gründungsmitglieder waren Anna Cassel, Sigrid Hedman, Cornelia Cederberg und Mathilda Nilsson. Die Zusammenkünfte der „De Fem“ begannen meist mit einem Gebet, danach wurde meditiert und gepredigt. Im Anschluss diskutierten sie über einen neutestamentarischen Text und zum Schluss wurde die Séance vollzogen. Dabei stellten sie wohl den Kontakt zu Geistern der Astralwelt her. Die Geister, mit denen sie in Kontakt getreten waren, hießen Georg, Clemens, Amaliel, Esther und Ananda. In unzähligen Notizbüchern der Gruppe wurden alle Erfahrungen und Ereignisse der einzelnen Séancen festgehalten und ausführlich dokumentiert. Ab 1903 galt dann af Klint als Medium der Gruppe und erschuf dabei automatische Zeichnungen. Signiert wurden diese jedoch allgemein mit D. F. für „De Fem“. 

1908 lernte af Klint Rudolf Steiner in Stockholm kennen, damals noch der Generalsekretär der Deutschen Theosophischen Gesellschaft. Sie zeigte ihm ihre Werke, um sich eine Meinung aus theosophischer Sicht einzuholen. Er lobte die Symbolik, lehnte jedoch den Entstehungsprozess aus einer mediumistischen Praxis ab. Gemeinsam mit Steiner und weiteren Anhängern vollzog af Klint ab 1913 den Wechsel von der Theosophie zur Anthroposophie, dort war eine noch stärkere Entwicklung der Menschen ausgerichteten Weisheitslehre und spirituellen Wissenschaft vorherrschend.

In einer Séance aus dem Jahre 1904 prophezeite ihr der Geist Ananda, dass sie Werke erschaffen werde, bei denen sich die Malerei auf Astralebene bewegen werde und somit die unsterblichen Aspekte des Menschen dargestellt werden könnten. Zudem wurde ihr gesagt, dass sie Tempelbauten und weitere Malereien konzipieren werde. Anschließend schuf sie von 1906 bis 1915 die „Malereien für den Tempel“. Dieser Zyklus bildet eines ihrer Hauptwerke in ihrem Œuvre, bestehend aus 193 abstrakten Werken. Dieser Zyklus ist in mehreren Phasen entstanden und unterteilt sich nochmal in einzelne Serien. Spätere Reihen werden immer geometrischer und enthalten religiöse Ikonografie. Ihre formalen Mittel reichen in ihrem Gesamtwerk von biomorphen Formen, über strahlen- und wellenförmige Darstellungen bis zu geometrischen Abstraktionen. Dazu gehören auch mit Buchstaben und Worten versehene wiederkehrende Schemen bis zu figürlichen Darstellungen. Die Bildformate reichten von intimen Kleinformaten bis zu riesigen und monumentalen Leinwänden, die eine Größe von bis zu 3,28 x 2,40 Metern haben.

1932 ließ sie ihre Werke versiegeln und überließ ihrem Neffen die Verantwortung, ihre Werke erst frühestens 20 Jahre nach ihrem Tod für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Denn bei ihren Zeitgenossen stieß sie mit ihrer Kunst meistens auf Ablehnung. Ihre Wiederentdeckung fand jedoch erst in den 1980er Jahren statt, ihr Nachlass wird seit 1972 auch offiziell von der Hilma af Klint Stiftung verwaltet. 

Hilma af Klint verstarb im Oktober 1944.

Bildcredits

Abb. nach: Müller – Westermann, Iris: Bilder für die Zukunft: Hilma af Klint. Eine Pionierin der Abstraktion im Verborgenen. In: Ausst.-Kat. Müller-Westermann, Iris (Hg.), Widoff, Jo: Hilma af Klint – Eine Pionierin der Abstraktion. Berlin 2013. S. 87.