28.09.21
Di 19:00
Museum Ludwig, Kinosaal
Festjahr "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland", KunstBewusst, Vortrag

Schrift und Bild in der jüdischen Moderne

Prof. Dr. Andreas Kilcher

Üblicherweise wird das Judentum als buchzentriert und bilderkritisch verstanden. Doch ist diese Gegenüberstellung verkürzt und problematisch. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich nicht nur, dass Bilder im Judentum sehr wohl eine eigene Dignität erhalten. Deutlich wird auch, dass Bilder in einem vielgestaltigen Verhältnis zur Schrift stehen. Das wird in der jüdischen Moderne um 1900 besonders virulent. Fast gleichzeitig mit der Entwicklung des Begriffs „jüdische Literatur“ wurde auch der Begriff „jüdische Kunst“ stark gemacht. Tatsächlich stehen in der jüdischen Moderne Bild und Schrift Seite an Seite. Beispiele für produktive Nachbarschaften der beiden künstlerischen Formen sind etwa auf der Seite der Kunst Ephraim Moses Lilien und Hermann Struck, auf der Seite der Literatur Else Lasker-Schüler und Franz Kafka. In dem Vortrag werden allgemeine Perspektiven dieses Verhältnisses ebenso zur Diskussion gebracht wie Beispiele aus dem Umfeld der jüdischen Moderne.

• Andreas Kilcher ist Professor für Literatur- und Kulturwissenschaft an der ETH Zürich. Er hatte Gastprofessuren u.a. an der Hebrew University in Jerusalem, Princeton University, Stanford University, UC Davis, Tel Aviv University. Seine Forschungsgebiete sind literatur- und kulturwissenschaftliche Wissensforschung, jüdische Literatur- und Kulturgeschichte, sowie Kabbala- und Esoterikforschung. Im Erscheinen ist von ihm im C.H. Beck Verlag „Franz Kafka: Die Zeichnungen“.

Bildcredits

Prof. Dr. Andreas Kilcher; Foto: privat