KunstBewusst
Die renommierte Vortragsreihe der Freunde des Wallraf-Richartz-Museum und des Museum Ludwig e.V. „KunstBewusst“ hat in den vergangenen Jahren Kunsthistoriker*innen, Kunstschaffende und Intellektuelle zu Themen rund um Kunst, Kultur und Geschichte wie u.a. Marina Abramovic, Werner Herzog, Julia Stoschek, Bryan Ferry, Mithu Sanyal, David Hockney, Andrea Fraser, Marina Weisband, Volker Manuth, Helmut Draxler und viele mehr als Redner*innen im Wallraf und Museum Ludwig begrüßen dürfen.
EINTRITT: Der Eintritt zu den KunstBewusst-Veranstaltungen vor Ort ist für Mitglieder der freunde grundsätzlich kostenfrei. Nicht-Mitglieder zahlen einen Beitrag von 4€ (2€ ermäßigt) an der Abendkasse.
Die Vorträge, Filmvorführungen und Gespräche finden immer um 18 Uhr im Wallraf oder im Museum Ludwig statt. Im KunstfreundeSalon auf YouTube finden Sie regelmäßig Aufzeichnungen einiger Vorträge. Bei der Vortragsreihe haben auch Sie die Chance in anschließenden Fragerunden, ihr Interesse und Fragen mit den Referent*innen zu teilen.
Wir wünschen Ihnen vor Ort kunstbewusste Momente mit den freunden und freuen uns immer über konstruktive Kritik und Bewertungen in Form von Abonnements und Empfehlungen durch jeden Teilen-Button!
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Francis Alÿs: Extase und Melancholie mitten in unserer Comedie humaine
Dirk Snauwaert
KunstBewusst, Vortrag→Francis Alÿs
Children’s Game #42 Chalk
London, England, 2024, 15:17 min. In Zusammenarbeit mit Julien Devaux und Félix Blume
© Francis AlÿsWorum geht’s? Francis Alÿs, ein mexikanischer Künstler belgischer Herkunft, war in den letzten Jahrzehnten weltweit mit lakonischen Aktionen aktiv, die absurde Situationen in Konflikt- oder sozialen Turbulenzzonen in den Mittelpunkt stellen. Parallel dazu entstehen kleinformatige, melancholisch-mysteriöse Gemälde und Zeichnungen. Jüngst hat Alÿs begonnen, alle Spiele zu dokumentieren, die Kinder über Kulturen und Kontinente hinweg miteinander spielen, um die Aufnahmen anschließend in immersive Videofilme zu verwandeln. Einerseits die Lust am Spiel – das Aufgehen in der kollektiven Handlung –, andererseits das Versinken in Tagträumereien: Diese beiden gegensätzlichen Aspekte der Immersion beziehungsweise der Absorption stellt Francis Alÿs einander gegenüber. Wer ist unser Gast?Dirk Snauwaert (*1963, Tielt, Belgien) ist seit 2004 Direktor von WIELS, dem führenden Zentrum für zeitgenössische Kunst in Brüssel. Zuvor war er Co-Direktor des Institut d’Art Contemporain Villeurbanne/Rhône-Alpes in Frankreich, Direktor des Kunstvereins München (1996–2001) und Kurator für zeitgenössische Kunst am Centre for Fine Arts Bozar in Brüssel (1989–1995). Als erfahrener Kurator hat Snauwaert zahlreiche bedeutende Einzel- und Gruppenausstellungen organisiert, darunter Projekte mit Luc Tuymans, Francis Alÿs, Rosemarie Trockel, Wolfgang Tillmans und Marcel Broodthaers. Zu seinen thematischen Ausstellungen zählen The Absent Museum, Risquons-Tout und Magical Realism. Neben seiner kuratorischen Tätigkeit publiziert er regelmäßig zu Kunst und visueller Kultur und ist in mehreren internationalen Beratungsgremien aktiv. Auch außerhalb von WIELS war Snauwaert für renommierte Institutionen tätig. Er kuratierte u. a. Idiolect in Brügge, Atopolis für Mons 2015 – Europäische Kulturhauptstadt sowie Thomas Hirschhorns Pixel-Collages im National Museum of Modern Art in Pristina. Seine Arbeit umfasst Projekte in Venedig, Shanghai, Tourcoing und weiteren internationalen Kunstzentren. Eintritt: Für Mitglieder der freunde kostenfrei. Gäste zahlen 4 €, Studierende 2 €. Mit freundlicher Unterstützung der Vertretung Flanders.
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Museum Langmatt, Baden / Dr. Markus Stegmann, Foto: Edith Fritschi
Das Museum Langmatt gilt als eine der bedeutendsten Privatsammlungen des französischen Impressionismus in Europa. Der Vortrag skizziert die bewegte Geschichte des aussergewöhnlichen Museums von den Anfängen als grossbürgerliches Wohnhaus bis zum spektakulären Bilderverkauf 2023 zur Rettung des einzigartigen historischen Ensembles. Sidney und Jenny Brown zählten zu den drei Gründerfamilien der ABB (damals BBC) und schrieben Kunstgeschichte, ohne dass sie es wussten oder wollten: Die meisten Gemälde des französischen Impressionismus erwarben sie bereits zwischen 1908 und 1919.
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Pauline Hafsia M’barek: Entropic Records Artist Meets Archive #4. Internationale Photoszene Köln
Pauline Hafsia M’barek, Lotte Arndt und Barbara Engelbach im Gespräch
KunstBewusst, Talk, Vortrag→Blende_M’barek, Pauline Hafsia M’barek, Blende, 2025, Farbfotografie, © Pauline Hafsia M‘barek // Pauline Hafsia M’barek © buerofuerkunstdokumentation // Lotte Arndt Portrait Nov 2021 Photo Samir Ramdani
Worum geht’s?
Ein Foto ist nicht nur Abbildung, sondern eine Zusammensetzung chemischer Stoffe und Verbindungen wie Silber, Kupfer, Glas, Salz und Gelatine. Diese bilden komplexe, instabile Bildschichten, die durch Konservierungsprozesse vor äußeren Einflüssen geschützt werden müssen. Ausgehend vom Agfa Werbearchiv untersucht Pauline Hafsia M’barek die Materialien, aus denen Fotografie besteht, und ihre chemischen Prozesse. Sie macht auf das empfindliche Medium aufmerksam, das Schutz vor Licht, Wärme und gefräßigen Insekten benötigt. In ihren Installationen verwebt sie historische Fotografien, toxische Dokumente und Materialexperimente. Damit lenkt sie den Blick auf die fragile Balance zwischen Konservierung und Verfall sowie den Austausch zwischen Bild und musealer Umgebung.
M’barek interessiert sich für die in Ausstellungen meist unsichtbaren Prozesse und Interaktionen hinter den Kulissen eines Museums. Sie richtet ihre Aufmerksamkeit auf die unablässigen Verfahren der musealen Konservierung, die permanente Arbeit, derer es bedarf, damit die instabilen materiellen Konstellationen, die im steten Wandel begriffen sind, im Museum so wenig wie möglich variieren.
Im Gespräch mit der Kulturwissenschaftlerin und Kuratorin Lotte Arndt und der Kuratorin Barbara Engelbach stellt M‘barek ihre Arbeit vor. Sie wird über ihre Erkundungen im musealen Biotop berichten und Einblicke in ihre Recherche über entropische Aufzeichnungen geben.
Wer sind unsere Gäste?
Pauline Hafsia M’barek (geboren 1979 in Köln, lebt in Köln und Brüssel) studierte bildende Kunst in Hamburg, Marseille und Köln. In ihrer künstlerischen Praxis sind der Körper und seine Wahrnehmungssysteme sowohl Instrument als auch Forschungsobjekt. Indem sie sich so nah wie möglich an ihr Sujet heranbewegt, setzt sie sich prekären und instabilen Momenten zwischen Beobachtung und Erfahrung aus. Die Videos, Fotografien, Installationen oder performativen Vorträge, die aus diesem offenen, experimentellen Ansatz hervorgehen, sind nicht als abgeschlossene Werke zu sehen, sondern als Übergangsstadien einer künstlerischen Forschung in Bewegung.
Dr. Lotte Arndt (Paris) ist Maîtresse de conférences am Forschungszentrum Kultur- und Sozialgeschichte der Kunst (HiCSA) an der Universität Paris 1, Panthéon-Sorbonne. Zwischen 2021 und 2025 arbeitet sie im Rahmen des internationalen Forschungsprojekts Reconnecting Objects. Epistemic Plurality and Transformative Practices in and beyond Museums im Team von Bénédicte Savoy an der Technischen Universität Berlin. Sie forscht zu toxischen Sammlungen, Extraktivismus und den Antinomien der Konservierung in sogenannten ethnographischen und naturhistorischen Museen. In ihrer kuratorischen Arbeit begleitet sie die Arbeit von Künstler*innen, die die postkoloniale Gegenwart und die Antinomien der Moderne in transnationalen Perspektiven hinterfragen. Von 2014-2021 unterrichtete sie an der École supérieure d’art et design Valence Grenoble. Sie ist Mitbegründerin – und Herausgeberin der Online-Zeitschrift Troubles dans les collections, und ko-kuratierte zuletzt Unextractable (Kunsthalle Mainz, 2023/2024) und Branching Streams. Sketches of Kinship (Ifan-Museum Dakar, 2024).
Dr. Barbara Engelbach studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Kulturwissenschaften in Freiburg und Hamburg. 1997 promovierte sie in Hamburg über Body Art und Videokunst. 1997 bis 1999 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Westfälischen Landesmuseum in Münster, u.a. für die Skulptur Projekte Münster 1997 und kuratierte die Skulptur-Biennale im Münsterland 1999 mit. Von 1999 bis 2004 leitete sie das Museum für Gegenwartskunst Siegen. Seit Mai 2004 ist sie als Kuratorin am Museum Ludwig Köln verantwortlich für den Sammlungsbereich der zeitgenössischen Kunst mit Fotografie und Medienkunst. Sie kuratierte neben Gruppenausstellungen zeitgenössischer Kunst Einzelausstellungen u.a. zu Jonas Mekas (2008), Harun Farocki (2009), Yvonne Rainer (2012) und Füsun Onur (2023). Zuletzt kuratierte sie die Ausstellung Fluxus und darüber hinaus: Ursula Burghardt, Benjamin Patterson, 2024. Sie ist Kuratorin der Ausstellung Pauline Hafsia M’barek: Entropic Records.
Eintritt: Für Mitglieder der freunde kostenfrei. Gäste zahlen 4 €, Studierende 2 €.
→ Bildcredits
Frans Snijders, Stillleben, Öl auf Holz, 1616, sign. F. Snijders fecit, Antwerpen, Museum Snijders & Rockox Haus // Francis Alÿs, Children’s Game #42 Chalk, London, England, 2024, 15:17 min. In Zusammenarbeit mit Julien Devaux und Félix Blume © Francis Alÿs //Museum Langmatt, Baden // Blende_M’barek, Pauline Hafsia M’barek, Blende, 2025, Farbfotografie, © Pauline Hafsia M‘barek